
Einen Kaffee, bitte!
Kaffee ist eine Säule der italienischen Kultur und stammt nicht aus Italien. Doch Italien hat sich durch sein Know-how und seine Innovationskraft eine Nische auf dem Kaffeemarkt geschaffen und eine echte Tradition entwickelt, die heute ein Markenzeichen seines Lebensstils ist.
Die Geschichte des Kaffees ist von zahlreichen Legenden umgeben. Seine genaue Herkunft ist nach wie vor ein Rätsel, doch neuere wissenschaftliche Studien verorten seinen Ursprung in Äthiopien, wo er Berichten zufolge seit prähistorischen Zeiten weit verbreitet war. Um das 12. Jahrhundert wurden im Jemen Spuren der ersten Kaffeepflanzen gefunden. Von der Hafenstadt Mokka im Süden des Landes aus verbreiteten muslimische Pilger den Kaffee später nach Persien, ins Osmanische Reich und in die arabische Welt. Das belebende Getränk, damals auf Arabisch Kawa und auf Türkisch Kahve genannt, wurde ein durchschlagender Erfolg, der offenbar durch das Alkoholverbot im Islam begünstigt wurde. Überall entstanden zahlreiche „Kaffeehäuser“, wahre Orte der Geselligkeit. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Venedig, eine strategisch gelegene Hafenstadt, eine der ersten europäischen Städte, die regelmäßig mit dem schwarzen Gold handelte. Der Erfolg des Kaffees breitete sich daraufhin in ganz Italien und rasch in ganz Europa aus. Angesichts dieses Trends florierten auf dem Kontinent Kaffeehäuser, wie beispielsweise das berühmte Procope, das 1686 in Paris vom Italiener Francesco Procopio dei Coltelli gegründet wurde.
In Italien wurden das Caffè Florian 1720 in Venedig und das Caffè Greco 1760 in Rom gegründet (sie sind noch heute in Betrieb und gehören zu den ältesten und renommiertesten Institutionen des Landes). In der Folgezeit eröffneten auf der ganzen Halbinsel zahlreiche Cafés, in denen man sich mit Familie oder Freunden treffen konnte. Im Laufe der Zeit wurde Kaffee zu einem unverzichtbaren Produkt, das für Geselligkeit und Austausch steht – eine Tradition, die bis heute weitergegeben wird und den italienischen Lebensstil symbolisiert.
Rösten, ein erhaltenes Handwerk
Während sich die Zahl der Kaffeebetriebe im Laufe der Jahrhunderte vervielfacht hat, beschränkte sich der heimische Konsum darauf, frische Bohnen zu kaufen und sie zu Hause in einer Pfanne zu rösten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Kaffeerösten mit speziellen Öfen und Geräten professionalisiert: Die ersten Kaffeeröstereien entstanden. In Frankreich ist die Tradition des Röstens heute fast ausgestorben, da sie durch die Industrialisierung des Kaffeemarktes untergraben wurde. In Italien hingegen bleibt sie eine Tradition, die in vielen Regionen fortgeführt wird. Lokale Röster, oft Familienbetriebe, haben ein einzigartiges Know-how entwickelt und bewahrt, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, die Aromen der Bohnen hervorhebt und Italien zu einem weltbekannten Land auf dem Kaffeemarkt macht.
Espresso, ein neuer Geschmack
Mehrere Jahrhunderte lang tranken die Italiener Kaffee wie der Rest Europas: zunächst als Dekokt nach türkischer Art, dann als gefilterten Aufguss. Doch ab dem 19. Jahrhundert ist die Geschichte des Kaffees von zahlreichen Patenten geprägt, die oft von Italienern angemeldet wurden. Das Land tat sich 1884 mit der Erfindung eines Hochdruck-Perkolationssystems hervor. Das Ergebnis war ein Kaffee mit intensivem Aroma, schwarz, dickflüssig und überzogen mit einer durch Druck erzeugten cremigen Crema: Der Espresso war geboren, und sein neuer Geschmack überzeugte schnell die Verbraucher. Die erste Maschine wurde in Turin von Angelo Moriondo entworfen und dann 1901 von Luigi Berezza, einem Mailänder Ingenieur, verbessert und patentiert. 1906 präsentierte Berezza sie auf der Weltausstellung in Mailand als erste Espressomaschine für Bars. Kompakter als das Vorgängermodell sollte sie den technischen Grundstein für zukünftige Espressomaschinen legen. Doch erst 1985 hielt die Espressomaschine Einzug in die Haushalte: In diesem Jahr entwickelte die italienische Marke Saeco die erste vollautomatische Espressomaschine für den Hausgebrauch, die es ermöglichte, unmittelbar vor der Extraktion frisch gemahlenen Kaffee zu erhalten.
Im 20. Jahrhundert hatte die breite Öffentlichkeit dank des Niederdruck-Perkolationssystems, das auch in der berühmten Kaffeemaschine Moka Express von Bialetti zum Einsatz kam, zu Hause Zugang zu Kaffeesorten, die dem Espresso sehr nahe kamen. Dieses ikonische Objekt italienischen Designs wurde 1933 von Alfonso Bialetti, einem Ingenieur mit einer Leidenschaft für Design, erdacht. Die facettierte Kaffeemaschine im Art-déco-Look aus Aluminium und Bakelit war auf der Halbinsel ein großer Erfolg. In den 1950er Jahren übernahm der Sohn des Designers, Renato Bialetti, die Leitung des Unternehmens und konzentrierte sich auf starkes Marketing, indem er ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert entwarf, den „Omino con i Baffi“ (seine Karikatur, die vom Cartoonisten Paul Campani erstellt wurde): Die Marke wurde international und die Moka Express etablierte sich schnell sowohl als Designobjekt als auch als unverzichtbares Utensil, das bis heute verwendet wird.
Zum Schluss... Espresso oder Espresso?
Beide Schreibweisen sind korrekt, der Name variiert je nach Land. Die genaue Namensgeschichte ist unklar, aber man sollte nicht vergessen, dass „Expresso“ eine französische Form von „Espresso“ ist und im engeren Sinne verstanden werden sollte. In Europa verwenden Franzosen und Portugiesen den Namen „Expresso“, Engländer und Deutsche bevorzugen jedoch die italienische Variante. In einem sind sich jedoch alle einig: In Italien schmeckt er am besten!
EIN KLEINES KAFFEE-GLOSSAR ZUR ORIENTIERUNG!
In Italien wird Kaffee normalerweise an der Theke getrunken... und zwar in zwei Schlucken! Caffè: der berühmte Espresso, ein Muss!
Doppio: ein doppelter Espresso
Ristretto: ein sehr kurzer Espresso (=1 Schluck!)
Americano: Espresso in kochendem Wasser verdünnt
Lungo: langer Kaffee
Macchiato: Espresso mit einem Schuss Milch
Latte Macchiato: Espresso mit viel heißer Milch
Cappuccino: Espresso, geschäumte Milch und Milchschaum zu gleichen Teilen. Hinweis: In Italien niemals nach dem Mittagessen!
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